Fahrradpflege oder wie man schnell ein neues Fahrrad braucht.

Es gibt viele Mittel und Wege sein geliebtes Sportgerät zu Grunde zu richten.

Als erstes betrachten wir die Lager am Fahrrad.
Typischerweise sind Lager am Fahrrad nicht dicht. Sie haben nur eine Lamellenabdeckung.
Grund dafür ist dass eine echte Lagerabdichtung immer einen schwergängigen Lauf zur Folge hat.
Das will doch niemand.
Echte Dichtungen findet man nur bei wenigen Bauteilen. z.B. Rohloff Naben, Nuvinci, Pinion...
die mit Öl befüllt sind. Auch hier sind die Dichtungen nicht so konstruiert dass sie einem
Druckwasser standhalten können.
Alle Naben haben eine Dauerschmierung.
Aus den Naben tritt im Betrieb Fett aus. Sand und Staub heftet sich daran fest.

Igitt ein dreckiges Fahrrad, was sollen die Nachbarn von mir denken.


Auf welche unfassbaren Ideen kommen dann meine Kunden um Ihr Fahrrad zu Pflegen?

Ölkännchen an alle Lager. (das wars)
Spülmittel, Bürste und Wasserschlauch. (Damit kann man problemlos seinen Nabendynamo umbringen)
Backofenreiniger und Wasserschlauch. (Wirkt in allen Lagern wahre Wunder)
Mit WD-40 das komplette Fahrrad einsprühen. (Hält nicht lange an aber spült gezielt das Fett aus den Lagern)
Für den Winter das komplette Fahrrad mit Pinimenthol einreiben. (krigt´s halt keine Erkältung mehr)
Das ganze Fahrrad mit Wachsspray behandeln (inklusive Bremsen und Felgen).
Kettenspray über das gesamte Rad. (alles ist verpappt und kaputt)
Umweltschonend mit dem Hochdruckreiniger alles saubermachen.
Es gibt auch noch viele Kollegen die "Fahrradreiniger" und sonstigen Unfug verkaufen.
(Wichtig ist dass die Kasse klingelt und der Kunde baldmöglichst einen neuen Untersatz braucht).


Was passiert wenn Mittel X eingesetzt wird?

X = Lösemittel
egal welcher Art (Spülmittel, Sprühöl, Backofenreiniger, Fahrradreiniger...)
dürfen nicht verwendet werden.
Alle Mittel haben die Eigenschaft Fett zu lösen und den Sand und Staub in eine transportable Masse zu verwandeln,
die in die Lager eindringen kann.

X = Ölkännchen
Öl löst gleichermaßen den Dreck und spült ihn in die Lager.
Mit einer guten Dosis Öl kann man auch auf ein neues Fahrrad hinarbeiten.

X = Pinimenthol und Wachsspray
Das kommentiere ich besser nicht!

X = Kettenspray
Die 1. Königsdisziplin der Fahrradpflege.
(Tausende meiner Kollegen können sich nicht irren, BITTE, kauft mehr davon!)
Kettenspray kommt überall hin nur am wenigsten da wo es hinkommen soll.
Kettenspray besteht aus leichtflüchtigen Bestandteilen die schnell verdunsten
und einer teerartigen Masse die sich überall auf allen Bauteilen festsetzt und verhärtet.
Es kriecht in die Züge und macht diese schwergängig. Das Zeug ist nicht mehr wegzubekommen.
Der Mechaniker sieht nach 10 min. Arbeit an einem so behandelten Fahrrad aus wie eine Wildsau
und seine Freundin schaut ihn ein Monat nicht mehr an weil er seine Hände nicht mehr sauber bekommt.

¿Aber was kann man mit einem Kettenspray machen?
A: (Ohne Nachdenken) Mülltonne, einfach entsorgen.
B: (viel listiger) Einem Nachbarn schenken den man nicht mag!

X = Wasser
Normales Regenwasser sollte einem Fahrrad nichts anhaben außer dass
verchromte, verzinkte oder unbehandelte Stahlteile rosten.
Wesentlich ist aber der Wasserdruck.

X = Hochdruckreiniger
Die 2. Königsdisziplin der Fahrradpflege.
An die Tanke fahren, Geld einwerfen und volle Pulle draufhalten.
Es wird sauber! Ganz sauber. Kein Fett mehr in den Lagern.
Das geliebte Bike hat nur noch wenige Betriebsstunden.
Am besten wird es sofort auf der Stelle verkauft.

X = Kupplungsträger
Die 3. Königsdisziplin der Fahrradpflege.
Wer ganz schnell ein neues Fahrrad will besorgt sich einen Kupplungsträger
für sein KFZ und fährt mit seinem nagelneuen E-Bike bei gesalzener Autobahn
mit mindestens 180KmH nach Salzburg. Auch das hat Hochdruckreinigerqualität.


Also Was Tun?


¿was wie und wieoft Pflegen?

Rahmen und Gesamtfahrrad:
Dreck und Schmutz beseitigt man mit einem Tuch.
Hartnäckige Verschmutzungen mit Schraubendreher oder Spachtel.
Man versucht dabei immer den Schmutz von den Lagerspalten wegzubewegen,
nicht darauf zu.
Wann? Bei Bedarf

Geht man dann mit Lösemitteln oder (und) Wasser und druck ran, löst man den ganzen Dreck auf,
beschädigt auch noch das Restfett in den Lagern, und spült den Dreck in die Lager.


Naben Tretlager und Lenkungslager:
Sollten sie Spiel bekommen sind diese wahrscheinlich schon kaputtgeputzt.
Nachschmieren von außen ist die dümmste Idee.
Die Lager müssen zerlegt, gewaschen und neu gefettet werden.
Falls Laufspuren oder Krater in den Laufflächen sichtbar sind,
sind die Lager komplett zu ersetzen.
Wann? Bei Bedarf


Kette:
Die Kette darf nie trocken laufen.
Ohne Schmierfilm ist der Verschleiß hoch.
Am besten eignet sich ein spezielles Kettenöl aus der Tropfflasche.
Dieses ist zähflüssig, haftet gut und nimmt wenig Schmutz auf.
Drehen Sie die Kette durch und geben auf jedes Röllchen einen kleinen Tropfen dieses Öls.
Die Schaltungsrädchen freuen sich über einen Tropfen Maschinenöl.
Bitte kein Motorenöl verwenden, das ist waserlöslich.
Es wird beim ersten Regen weggespült und belastet nur die Umwelt.
Wann? einmal im Monat


Bremsen:
Bremsen ölt man nicht!
Njein; Cantilever und Vbrakes freuen sich über einen Tropfen Maschinenöl im Gelenk.
Wann? einmal im Monat


Reifen:
Ein Großteil meiner Kunden richtet die Reifen mit zu wenig Druck hin.
Die Reifen am Fahrrad brauchen den richtigen Druck.
Dieser ist auf den Reifen aufgdruckt.
Zuwenig Luft beschädigt die Reifen und hält Sie sehr soprtlich
weil es sich anfühlt als würde die Straße aus Pattex bestehen.
Wann? einmal im Monat


Weniger ist mehr!
Eine Fette Dreckschicht ist der beste Korrosionsschutz.
Ist doch ganz einfach oder?



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